Zum Titel
Die Erzählung „16:0“ von Dietmar Sous wurde 2024 im Transit Verlag veröffentlicht. Das Buch ist ein Hardcover mit Schutzumschlag und umfasst 93 Seiten.
Das Buch fiel mir auf der KASSELBUCH ins Auge und es erschien mir passend, es anlässlich der Fußball-EM zu lesen.
Zum Inhalt
1912 ist Fußball erstmals olympische Disziplin während der Spiele in Stockholm. Für das Endspiel qualifiziert sich die Elf um Torhüter Adolf Werner nicht, beim sogenannten „Trostspiel“ um den dritten Platz treten sie gegen Russland an. Das Spiel geht 16:0 für Deutschland aus. Noch immer ranken sich Sagen und Legenden um dieses Turnier und um die Umstände, die zum Sieg der Deutschen geführt haben. Eine Variante der damaligen Geschehnisse stammt von Dietmar Sous.
Rezension
Ich weiß nicht, ob es in Fußballfankreisen zum Allgemeinwissen gehört, aber ich habe erst durch Dietmar Sous vom legendären 16:0–Sieg der deutschen Mannschaft über Russland gehört. Der Titel weckte mein Interesse, die Fußball-EM nahte und ich wollte mich gerne auch literarisch auf das Turnier einlassen. Ein dünnes Buch, warum nicht, habe ich gedacht. Ich hatte eine nette Geschichte gesucht, eine leicht lesbare Anekdote, dass ich aber an ein derartiges Highlight geraten sollte, habe ich nicht erwartet.
In aller Kürze (bei unter 100 Seiten) lernen wir die Hauptfigur „Adsch“ kennen, Adolf Werner, den Torwart der Mannschaft. Er arbeitet als Schornsteinfeger und ist politisch aktiv. Er bandelt grade ein bisschen mit Leonie an. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, in der die Mitglieder der Nationalmannschaften noch nicht wie Superstars gefeiert, hofiert – und bezahlt wurden. Alle haben normale Jobs und trainieren in der knapp bemessenen Freizeit. Bei den Spielen im Stadion von Råsunda erwartet die Mannschaft keine tobende Menge, es erscheint eher, dass die wenigen Zuschauer auf den 12.000 Plätzen nichts Besseres vorhatten. Und doch werden sie an diesem Tag zu Helden.
Das Turnier zeigt, Fußball ist damals überaus politisch, die Auseinandersetzungen auf internationaler Ebene werden bis aufs Spielfeld getragen. Da wird schon auch mal die falsche Flagge gehisst. Die Differenzen aller Art, besonders aber die mit den „Herren vom Fußballbund“ und den Vorsitzenden der Landesverbände sind einfach herrlich. Ich liebe Ditmar Sous Sprache, wie schnörkellos und pointiert sein Humor ist und wie er die Figuren gezeichnet hat. Ich mag es, wie er Wortwitz und Ernsthaftigkeit in Einklang bringt. Ich mag die Ironie, die er selbst in den Text einfließen lässt oder sie seinen Figuren in den Mund legt. Alles in allem schreibt Dietmar Sous so wahrhaftig und überzeugend authentisch, ganz genau so könnte es sich zugetragen haben. Ein Lektürepralinchen, perfekt zur Einstimmung auf die Fußball-EM in Deutschland und ob man Fußballfan ist oder nicht (und ich bin absolut keiner), ein Volltreffer.
Zum Verlag
Der Transit Verlag wurde 1981 im damaligen West-Berlin gegründet. Das literarische Angebot ist ausgesucht und abwechslungsreich und umfasst Belletristik, Krimis, Biografien und Reportagen. Ganz besonders schön sind die Pflanzenbücher, eine einzigartige Auswahl!
Gedruckt wird hochwertig in Deutschland, ihr wisst, das ist für mich wichtig. Die Bücher sind außerdem sorgfältig lektoriert, da bieten kleine, unabhängige Verlage einfach die beste Qualität.
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