Julia Strachey - Heiteres Wetter zur Hochzeit
Zum Titel
Der Roman „Heiteres Wetter zur Hochzeit“ von Julia Strachey wurde 1932 erstmals unter dem Titel “Cheerful Weather for the Wedding“ veröffentlicht. Die vorliegende Ausgabe erschien 2021 im Dörlemann Verlag. Das Buch umfasst 159 Seiten und wurde von Nicole Seifert aus dem Englischen übersetzt.
Besondere Ausstattung: Lesebändchen, Leineneinband
Es kam im Oktober 2021 auf der Frankfurter Buchmesse zu mir.
Zum Inhalt
Die 23-jährige Dolly, älteste Tochter der bürgerlichen Witwe Mrs. Thatcham, steht kurz vor der Hochzeit mit Owen Bingham. Während sich im Haus der Familie nach und nach die illustre Verwandtschaft versammelt, um gemeinsam zur Trauung zu gehen, wendet sich Dolly in ihrem Zimmer einer Flasche Rum zu, auf dass es ihrer Entschlussfreudigkeit zuträglich sei.
Rezension
Die Ausgangssituation dieser Geschichte kennt man aus zahlreichen Büchern und Filmen, eine Braut, die sich nicht traut… oder doch? Was geht Dolly durch den Kopf und was spielt sich in der Zeit in den anderen Räumen des Hauses ab? Was hat das alles mit dem Wetter zu tun?
Auch das Ende ist keine Überraschung, nichts, wie nicht eine andere Geschichte auch schonmal endete. Jedoch den Weg zwischen Anfang und Ende versteht die Autorin sehr interessant zu gestalten, indem sie ganz viel zwischen die Zeilen geschrieben hat. Nicht jedes Detail der Zusammenhänge wird offen ausgebreitet, und doch ist man dort, gleich einem Theaterstück sieht man die Szene vor sich. In nur wenigen Sätzen schafft es Strachey, jede der Figuren, eine nicht unerhebliche Anzahl muss man sagen, kontrastreich darzustellen. Was es einem hier leicht macht, ist ein Alleinstellungsmerkmal des Romans, und ich vermute generell im Erzählstil Julia Stracheys, nämlich die Auswahl der Adjektive, denn sie nutzt als Beschreibung für alles und jedes Farben! Die Bildhaftigkeit des Geschriebenen geht einem sofort in den Kopf.
Insgesamt ein lesenswertes Werk, in dem Humor, Sarkasmus, Melancholie und Ironie im perfekten Gleichgewicht stehen. So ein Buch, denke nach den letzten Worten, verrät Einiges über den Charakter der Autorin. Wie schön, dass eine enge Freundin Stracheys das Nachwort verfasst hat und mit ihrem Einblick für mich eine runde Sache daraus gemacht hat
Zum Verlag
Der Dörlemann Verlag ist ein unabhängiger Verlag aus der Schweiz mit Sitz in Zürich. Er wurde 2003 gegründet und veröffentlich hauptsächlich erzählende Sachbücher und Neuübersetzungen moderner Klassiker, hierbei insbesondere unbekannte Werke bekannter AutorInnen wie Gustave Flaubert, Martha Gellhorn und Louise de Vilmorin.
Die gebundenen Bücher aus diesem Verlag fallen sofort durch ihre farbintensiven, bedruckten Leineneinbände auf. Hierbei gebührt jedem/r hochkarätigen AutorIn eine eigene Farbe, sodass die Werke im Bücherregal direkt als zusammengehörig erkannt werden. Hohe Papierqualität, ein farblich abgestimmtes Lesebändchen und passend ausgewähltes Vorsatzpapier gehören zur Ausstattung, die jedes Buch zu einem Schmuckstück machen. Die Übersetzungen sind von hoher Qualität, ein Nachwort mit Informationen zu AutorIn und ÜbersetzerIn ergänzt und vervollständigt die Lektüre.
Ich lese tatsächlich am liebsten Bücher toter AutorInnen, fragt mich nicht, warum. Durch solch liebevoll gestaltete Bücher leben sie in ihren Werken weiter.
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