Zum Titel
Die Erzählung „Der Schiffskoch“ von Mathijs Deen wurde 2020 erstmals unter dem Titel Het Lichtship“ veröffentlicht. Die deutsche Ausgabe erschien 2021 im mare Verlag und wurde von Andreas Ecke aus dem Niederländischen übersetzt. Das Buch umfasst 108 Seiten und trägt einen Schutzumschlag.
Zum Inhalt Das Feuerschiff "Texel" wird nie mehr die Meere befahren, es ist ein fest verankerter, schwimmender Leuchtturm auf hoher See. Zur bunt gemischten Crew gehört auch der Koch Lammert, der den Männern mit seinen Künsten eine der wenigen Freuden in ihrem tristen Alltag beschert. So mancher hat starkes Fernweh, fühlt sich gefangen so wie es das Schiff ist. Auf seinem Landurlaub fällt Lammert ein altes Kochbuch in die Hände mit einem Rezept für ein besonderes Gericht - Gulai kambing. Dieses erfordert das Mitbringen diverser indischer Gewürze und Kräuter - und eines noch nicht von der Milch entwöhnten Ziegenböckchens. Doch was als Festschmaus gedacht war, bringt das Leben auf dem Schiff gehörig durcheinander und als schließlich der letzte Tag der aufgeweckten Ziege bevorsteht, bekommt der Schiffskoch einen schweren Anfall von Malaria. Wer soll nun das Essen zubereiten? Wer das Böckchen schlachten? Zudem zieht ein schwerer Sturm auf, an dessen Ende tatsächlich jemand sein Leben verliert... Rezension Ich habe diese Erzählung von der ersten Seite an gemocht, die stoffeligen Figuren sind wirklich wunderbar dargestellt. Mathijs Deen schreibt sehr atmosphärisch, Geräusche und Visuelles spielt in seinen Sätzen eine große Rolle, sodass man sich gut an Bord des Schiffes und mitten in den Sturm versetzen konnte. "Der Schiffskoch" ist nur für den Deutschen Titel namensgebend, das Original heißt übersetzt "Das Lichtschiff". Ich finde es oft unnötig bis unangebracht, den Originaltitel für deutsche LeserInnen zu ändern, hier passt es so allerdings ganz gut, denn der Koch Lammert ist die Person, um die sich alles dreht, von dessen Schicksal und Vergangenheit dieses Buch vorrangig handelt. Ohne Frage bietet dieser kurze Roman Humor und auch Situationskomik, als zum Beispiel jemand den Koch wegen seines Fieberschubes vertreten muss und die Crew das Essen serviert bekommt, einfach grandios, mit ganz wenig Mitteln aber jeder Menge Charme und Witz und skurrilen Charakteren, über die man schmunzeln muss. Darüber hinaus hat das Buch jedoch eine tiefere Ebene, die sich hinter dem Rezept für das Gulai kambing und den damit verbundenen Erinnerungen verbirgt. Während seines Deliriums sieht sich Lammert in die Vergangenheit versetzt, in der er als Kind traumatische Erlebnisse zu bewältigen hatte. Für mich bleibt dadurch am Ende eine bedrückende, schwermütige Atmosphäre zurück und ich kann den Besprechungen, die dieses Buch einseitig als humorvoll, lustig oder angenehm zu lesen bewerten nicht vollumfänglich zustimmen. Das wird der Klasse und dem Anspruch des Buches nicht gerecht, denn es ist intensiv, literarisch und wirkt sicher noch lange nach. Das Schöne an kurzen Büchern ist, dass so vieles offen und den eigenen Interpretationen überlassen bleibt. Der Nachteil an kurzen Büchern ist allerdings, dass so vieles offen und den eigenen Interpretationen überlassen bleibt.
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