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AutorenbildJulia Moldenhauer

Eigensinnig - Unvergessen - Vielseitig



Zum Titel


„Alles ist seltsam auf der Welt“ von Ingeborg Gleichauf wurde 2023 im Aviva Verlag veröffentlicht. Es trägt den Untertitel „Gertrud Kolmar - ein Porträt“. Das Buch umfasst mit Anhängen 205 Seiten.

Am 23. April (in 2 Tagen) werde ich die Autorin im Rahmen einer Lesung erleben und habe mich daher zuvor mit diesem Buch auseinandergesetzt.


Zum Inhalt Ingeborg Gleichauf ist Biografin und Literaturkritikerin. In "Alles ist seltsam in der Welt" stellt sie die deutsche Schriftstellerin und Lyrikerin Gertrud Kolmar vor. Anhand ihrer Gedichte, Briefe und anderer Schriften zeichnet sie das Porträt einer jüdischen Frau, die für jedes noch so kleine Thema Worte suchte und fand und auch die großen Themen - zum Teil radikal - zur Sprache brachte. Gertrud Kolmar wurde 1894 in Berlin geboren. Sie wurde nur 48 Jahre alt. 1943 verliert sich ihre Spur als sie nach Auschwitz deportiert wird. Erst 1951 wird sie für tot erklärt.



Rezension Ich habe mich bisher nicht mit dem Leben und Schreiben Gertrud Kolmars auseinandergesetzt. Sie war mir – wie so viele Lyrikerinnen – kein Begriff und ich wollte dies gern ändern.

Man sollte zwischen den grellroten Buchdeckeln keine Biografie erwarten. Vielmehr begibt man sich mit der Autorin auf eine Reise zu Gertrud Kolmars Blickwinkel auf die Welt. Das Porträt, wie es Ingeborg Gleichauf zeichnet, ist nicht chronologisch geordnet, sondern nach Themen, denen die vielseitigen Texte zugrunde liegen. Anhand von Rezensionen und Interpretationen der Passagen nimmt Gleichauf so Bezug auf das Leben der Dichterin.

Vermutlich ist es mir durch meine diesbezügliche Wissenslücke schwergefallen, Ingeborg Gleichauf durch ihr Buch zu folgen. Ohne irgendeine Vorbereitung wusste ich teils nicht, an welchen Punkt von Kolmars Lebens, in welchem Jahr wir uns befinden. Im Anhang fand ich eine Chronologie von Kolmars Leben und eine Aufstellung ihrer Werke. Diese liefern einen kurzen Überblick und einem die zeitliche Einordnung ermöglicht.

Ich habe den Eindruck, von Gertrud Kolmar gibt es weit mehr hinterlassene Schriftstücke als überlieferte Informationen Dritter. Und so hat sich Ingeborg Gleichauf an die aufwendige Arbeit gemacht, das Leben dieser bedeutenden Frau zu rekonstruieren, zu beleuchten und ihrer zu Gedenken. Besonders hervor hebt sie die verschiedenen Stile Kolmars, ihre Art zu fabulieren, jedem Ding und allem Getier eine Stimme zu geben und eigens Erlebtes festzuhalten. Auch weitere Schriftstellerinnen stellt sie in diesem Zusammenhang vor, die einen vergleichbaren Stil aufweisen, sich mit ähnlichen Themen auseinandergesetzt haben und von Ingeborg Gleichauf aufgrund ihres Einflusses für erwähnenswert gehalten werden.

Für mich als „Kolmar-Neuling“ und die ich mich auch generell nicht als große Lyrikleserin bezeichnen kann war das Buch durchwachsen. Die Texte, die Inhalte erreichten mich nicht, die Interpretationen waren mir manchmal zu weit hergeholt, zu dramatisiert. Mit dem Aufbau des Buches hadere ich aus oben genannten Gründen, die fehlende Struktur überforderte mich.

Dennoch finde ich, es ist ein nennenswertes Buch, eine wichtige Erinnerung, das Porträts einer jüdischen, deutschen Poetin, Dichterin, Schriftstellerin und leidenschaftlichen Briefeschreiberin. Wer sich in ihren Gedichten und Texten wiederfindet, wird von diesem Buch begeistert sein und interessante Anregungen entdecken.


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