Zum Titel
Der Roman „Es ging immer nur um Liebe“ von Musa Okwonga wurde 2021 unter dem Originaltitel "In the end, it was all about love" veröffentlicht. Im September 2022 erschien die deutsche Übersetzung von Marie Isabel Matthews-Schlinzig im mairisch Verlag. Das Buch ist ein Hardcover, trägt ein Lesebändchen und umfasst 148 Seiten.
Es wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Zum Inhalt Die biografisch geprägte Erzählung nimmt uns in drei Abschnitten mit auf den Weg eines Suchenden, eines Liebenden, ruhelos zieht er von einem Ort zum anderen, zweifelt und verzweifelt und gibt doch nie auf.
Rezension
Musa Okwonga ist so alt wie ich. Das macht etwas aus, ob eine autofiktionale Geschichte von jemandem meines Alters erzählt wird oder ob die Person jünger ist. Oder älter. Na gut, der Autor wurde in Großbritannien geboren, wohin seine ugandischen Eltern 1972 flüchteten und lebt seit 2014 in Berlin. Wir haben scheinbar nichts gemeinsam, Geschlecht, Hautfarbe, Staatsangehörigkeit, Wohnort, Familienstand... Aber der Mann mit dem wunderbar ansteckenden Lächeln hat etwas ganz Besonderes geschafft, all diese Unterschiede – teils sogar Gegensätze - verschwinden bereits auf der ersten Seite.
Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die Musa Okwonga erzählt, doch in diesem Buch ist es meine Geschichte, denn er schreibt über mich, wie ICH meinen Vater mit 4 Jahren im Kampf um ein freies Uganda verlor, dass ICH immer wieder in Situationen gerate, in der MEINE Hautfarbe jemanden provoziert. ICH zweifle, warum ich einsam bleibe und ob ich den richtigen Weg gehe. ICH gehe zurück zu meinen Wurzeln, in meine ferne Heimat, um meiner Vergangenheit und meiner Zukunft zu begegnen. Für das alles muss ich mich nicht hineinversetzen, ich werde vom Autor in seine Situation versetzt. Die Perspektive ist einzigartig und macht das Buch so berührend.
Dieses wunderschöne Buch ist so leise, so zart und traurig. Musa Okwonga schreibt bedrückend und doch hoffnungsvoll über Fremdheit, Liebe und Heilung und Zukunft, in allen Farben seiner Sprache. Bunt sind seine Worte und warm, selbst seine Wut ist so.
Sich selbst annehmen, die eigene Unperfektheit und Unvollständigkeit an sich selbst zu lieben und verloren Geglaubtes zurückholen, das alles kann man von diesem feinsinnigen Autor lernen.
Ich bin beeindruckt und hoffe sehr, er schreibt weitere Bücher.
Zum Verlag mairisch ist ein 1999 gegründeter, unabhängiger Verlag aus Hamburg, in dem neben Büchern aus den Genres Belletristik, Erzählband, Graphic Novel, Sachbuch und Kinderbuch auch Hörspiele und Musik erscheinen. Der kleine Verlag achtet bei seinem kleinen, feinen Programm auf Hochwertigkeit außen und Herzblut innen. Der mairisch Verlag hat den Indiebookday erfunden, der 2013 zum ersten Mal ausgerufen wurde und mittlerweile auch in anderen europäischen Ländern gefeiert wird. Immer am 26. März wird die Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen und dabei großartigen Verlage gelenkt, die ihre ganze Leidenschaft in zum Teil nur eine handvoll Veröffentlichungen pro Jahr stecken. Mit meinem Blog habe ich mich der Bewegung "everydayisindiebookday" angeschlossen, denn unabhängige Verlage wie mairisch haben für jedes Wetter, jede Gelegenheit und jegliche Genreaffinität etwas zu bieten und dürfen nicht übersehen werden.
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